Glasmalerei

Die Leipziger Peterskirche verfügt über eine aufwendige Ausstattung mit farbigen Bleiglasfenster, die nach einem Wettbewerb von der Düsseldorfer Glasmalerwerkstatt Hertel & Lersch unter Mitwirkung der Firmen Türcke & Schlein, Zittau, sowie Adolf Schulze aus Leipzig zwischen 1884 bis 1886 geschaffen wurde.

Bei den Glasmalereien handelt es sich um qualitativ hochwertige Arbeiten aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit herausragendem künstlerischen Wert. Namhafte Glasmaler und Künstler der Düsseldorfer Akademie, wie Carl Hertel (1843–1917), Philipp Grotjohann (1841–1892) sowie Eduard von Gebhardt (1838–1925) schufen einen figürlichen Bildzyklus, der eine seit dem Mittelalter beliebte Typologie (Gegenüberstellung von Szenen aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament) enthält.

Das Bildprogramm wird durch die Darstellungen des »Königs David« in der Westrose gegenüber der »Verklärung Christi« im Chorhauptfenster sowie durch Apostel und Evangelisten gegenüber alttestamentlichen Propheten vervollständigt. Außerdem sind die Reformationsfürsten Friedrich der Großmütige und Johann der Beständige sowie die Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon dargestellt. Es wurde nicht, wie häufig im ausgehenden 19. Jh., auf im Werkstattvorrat vorhandene Kartonzeichnungen oder Entwürfe zurückgegriffen. Die zeitgenössische weit verbreitete religiöse Druckgraphik (Bilderbibel des Schnorr von Carolsfeld) bot Anregung bei der Auswahl der Themen, diente jedoch ebenso nicht explizit als Vorlage. Es gibt keinen vergleichbaren erhaltenen Bildzyklus in Glasmalerei in Sachsen.

Nach jahrelangen Bemühungen wurde die Restaurierung der zuvor durch Krieg und Vandalismus stark beschädigten Bleiglasfenster 2011 erfolgreich abgeschlossen. Glücklicherweise konnte die Zweitausführung des Hauptfensters »Verklärung Christi« der Geraer Johanniskirche kopiert und die Version der Peterskirche aufwendig rekonstruiert werden. Da Vorlagen für die Bemalung einiger anderer Fenster noch nicht auffindbar waren, wurden deren Fehlstellen bis zur Entdeckung von Photographien oder Kopien zunächst blank verglast.

Verklärung Christi

Übersicht figürlicher Darstellungen:

Südseite (Altes Testament):

  • S XIX – Das Wort an die Schlange im Paradies (1. Mose 3, 15)
  • S XVIII – Die Verheißung an Abraham (1. Mose 15, 5–6)
  • S XVII – Mose schlägt Wasser aus dem Felsen (2. Mose 17, 5–6)
  • S XVI – Berufung Samuels (1. Sam. 3,1ff.)
  • S XV – Davids Flucht vor Absalom (2. Sam. 15, 23–30)
  • S XIV – Hiob und seine Freunde (Hiob 2,11 u. 19,25)
  • S XIII – Elia und der Sohn der Witwe (1. Könige 17,17)
  • S XII – Grundsteinlegung des neuen Tempels (Esra 3, 9–10)

Nordseite (Neues Testament):

  • N XI – Verkündigung Mariä (Luk. 2, 1–20)
  • N X – Die Geburt Jesu (Luk. 2, 1,20)
  • N IX – Hochzeit zu Kana (Joh. 2, 1–11)
  • N VIII – Jesu segnet die Kinder (Mark. 10, 13–16)
  • N VII – Christus am Ölberg (Matt. 26, 36–46)
  • N VI – Grablegung (Joh. 19, 38–42)
  • N V – Friedensgruß des Auferstandenen (Joh. 20, 19–31)
  • N IV – Ausgießung des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 2, 1ff.)

Ost- und Westseite:

  • H I – Verklärung Christi
  • N II – Paulus und Petrus
  • N III – Johannes der Evangelist und Jakobus d. Ä.
  • S II – Jesaja und Jeremia
  • S III – Ezechiel und Daniel
  • W I – Daniel ungeben von musizierenden Engeln
  • WN II – Luther und Melanchthon
  • WS II – Johann der Beständige, Johann Friedrich der Großmütige

Ausgewählte Details einiger Bleiglasfenster:

von links: Gottvater (S XV III), Lichtschale (S XVI), Figürliche Darstellung (S XV), Teppichornamentik