Partnerschaftsreise nach Minneapolis
Unser Kirchenbezirk pflegt eine Partnerschaft mit der Minneapolis Area Synod. Zur Einführung der Bischöfin Jen Nagel am 21.09.2024 durfte ich unseren Kirchenbezirk vertreten und in den anschließenden Tagen eine Fülle von Gemeinden kennenlernen, die in ganz unterschiedlichen Situationen der Guten Botschaft Stimme und Raum geben.
(Fotos John Hulten/Kristin Tangen)
Ich möchte Sie einladen, in den folgenden Wochen in loser Folge hier von meinen Eindrücken zu lesen.
Pfarrer Christoph Reichl

Die große Überschrift über allen Arbeitszweigen, die ich erleben konnte, ist über dem Eingang von Lutheran Cental, der lutherischen Kirche im Stadtzentrum, zu lesen:
Die Fülle von Themen, in denen wir gemeinsam unterwegs sind und die Erfahrungen in unterschiedlichen, aber in manchem doch auch sehr ähnlichen Bedingungen, machen unsere Partnerschaft fruchtbar. Um neben den Kontakten und Informationen auch Erfahrungen in die Gemeindearbeit einfließen zu lassen, ist der Austausch von Mitarbeitenden, die für einen längeren Zeitraum in den Gemeinden der jeweiligen Partnerkirche arbeiten, eine wunderbare Gelegenheit. Mit meiner Reise und den vielen Gesprächen haben wir Vorbereitungen für einen neuerlichen Austausch getroffen und wollen langfristig dabei zu einer Regelmäßigkeit (Turnus von ca. drei Jahren) gelangen.
Besonders beeindruckt hat mich das weitreichende Engagement der Gemeinden für Soziale Gerechtigkeit und Gemeinwesendiakonie.
Wesentliche Themen sind neben der Tafelarbeit und der Unterstützung von Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, auch die Aufarbeitung der Ungerechtigkeit gegenüber insbesondere Indigenen und Persons of Color.
Our Saviour's

Als ein Beispiel möchte ich auf Our Saviour’s Lutheran aufmerksam machen. Das Kirchengebäude wurde nach einem Brand 1995 neu errichtet und so gestaltet, dass durch die große Fensterfront auch im Gottesdienst die Menschen aus dem Viertel im Blick bleiben.
Aus ehrenamtlicher Gemeindearbeit ist ein Obdachlosenwohnheim hervorgegangen, ein Grundstück wurde als Gemeinschaftsgarten zur Verfügung gestellt und ein weiteres Wohnhaus einer indigenen Organisation zum Schutz von Frauen übergeben.
Newsletter von Mt. Olive Lutheran
Die Mt. Olive Gemeinde ist einige Blocks nördlich von George-Floyd-Square im Süden der City. Schon immer engagiert sie sich für die Menschen in dem Quartier, hat neben dem Pfarrer und dem Kantor einen Sozialarbeiter als Vollzeitangestellte. Näheres werde ich in den nächsten Tagen in meinem Reisebericht schreiben.
Pastor Crippen schreibt: (Den vollen Text auf Englisch finden Sie hier.)
"Ihr Lieben,
Dies ist ein Tag großer Trauer, Angst und Furcht vor der Zukunft. Es geht nicht um Parteien oder normale Politik. Wir waren alle in Versammlungen mit guten Menschen, die Republikaner, Demokraten, Unabhängige oder was auch immer waren und die zwar unterschiedlicher Meinung über die Politik waren, denen aber das Wohl der Nation und unseres Volkes am Herzen lag.
Wir stehen jetzt zum zweiten Mal vor einer Amtszeit mit einem Führer, der ein verurteilter Verbrecher, ein Vergewaltiger, ein
Aufrührer, ein Verräter, ein Geschäftsbetrüger und Schwindler ist, einer, dem die Menschen dieses Landes oder unsere tief verwurzelten Werte als Demokratie egal sind. Einem Führer, der versprochen hat, alles niederzureißen, Rache zu nehmen, und der bewiesen hat, dass er nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Wir stehen vor sehr harten Zeiten.
Das wahre Problem ist, dass wir jetzt zugeben müssen, dass wir in einem Land leben, in dem die Hälfte der Wähler mit so jemandem im höchsten Amt des Landes völlig einverstanden ist. Mit jemandem, der so böse ist, dass sie ihn nicht in ihrer Firma haben oder ihm die Verantwortung für ihre Kinder anvertrauen wollen. Das ist schwer zu schlucken. So sind wir als Land. Und das wird wahrscheinlich noch eine Weile so bleiben.
Aber was sich nicht geändert hat, ist, dass es Millionen Menschen guten Willens gibt, die sich um ihre Nachbarn kümmern und die ihr Viertel zu einem besseren Ort machen wollen, einem Ort, an dem alle sicher und satt sind und in Gerechtigkeit und Frieden leben. Menschen wie Sie, unsere Familie hier in Mount Olive. Sie sind immer noch die liebevollen, fürsorglichen, Nachfolger*innen Christi, die ich immer gekannt habe. Die Trauer, die Sie jetzt empfinden, erwächst daraus, dass Sie gelernt haben zu lieben, was Gott liebt, und zu sehen, wie Gott sieht. Sie sind immer noch Sie selbst, und Christus ist immer noch bei Ihnen. Das gibt mir viel Hoffnung.
...
Und lasst uns gut zueinander sein. Es ist in Ordnung, wütend zu sein, zu weinen, sich verloren zu fühlen und alles zu tun, was nötig ist, um dies zu verarbeiten. Lasst uns einander Raum geben für alles, was wir tun müssen, um damit umzugehen. Lasst uns reden. Lasst uns beten. Und dann wieder an die Arbeit gehen. Gemeinsam. Mit der Gnade und Hilfe des Heiligen Geistes.
Viele von uns hier in Mount Olive schätzen diese Worte von Rabbi Rami Shapiro, deshalb schließe ich jetzt mit ihnen:
„Lass dich nicht entmutigen von der überwältigenden Trauer der Welt. Handle gerecht - jetzt. Liebe Barmherzigkeit - jetzt. Geh deine Wege bescheiden - jetzt.
Du bist nicht verpflichtet, das Werk zu vollenden. Aber du bist auch nicht frei, es aufzugeben.“
Gott hat weder uns noch unsere Nation noch diese Welt aufgegeben. Ich sehe Gott in euch jeden Tag. Vertraut darauf und lasst uns tun, was wir können, wenn wir können.
Mit Gottes Gnade werden wir Hoffnung und Heilung in diese Welt bringen."
Befürchtungen angesichts der Wahlen
Auch wenn die Voraussetzungen und Strukturen ganz anders als bei uns sind, die Gemeinden sich weniger an Wohnorten orientieren, viel selbständiger unterwegs und weniger strukturell verbunden sind, sind doch die Themen ähnlich: Social Justice (soziale Gerechtigkeit – also Tafeln, Hausaufgabenhilfe, Wohnungslosen-Unterstützung, Diskriminierung …), Truth and Healing (Wahrheit über die grausame Entrechtung der First Nations als Voraussetzung für eine heilsame Gemeinschaft) und Community (Gemeinschaft, die über die Gemeindegrenze hinausgeht). In allen diesen Bereichen wird mit Sorge, ja Angst, auf den Wahlkampf und die Wahl am 5.11. geschaut.
Als Beispiele habe ich das Haus der kleinen Gemeinde ohne eigenes Kirchengebäude in einer sehr armen und von Migration geprägten Gegend (Trintity Lutheran Congregation) und einen Blick in eine große Vorortgemeinde (Faith Lutheran Wakonia) hier eingefügt.
Da uns ähnliche Anliegen weiter beschäftigen, wird es sicher leichtfallen, unsere Geschwister im Gebet zu begleiten. Das Statement der Bischofskonferenz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika macht die theologische Dimension deutlich und fordert auch uns auf, uns für Gemeinschaft und Wahrheit einzusetzen.
ELKA-Bischofskonferenz unterstreicht die Notwendigkeit, die Wahrheit zu sagen
01.10.2024 07:55:00
In einen vollkommenen Garten, den Gott zum Wohle der Menschheit geschaffen hat, hat das Böse in Gestalt von Täuschung und Lüge Einzug gehalten. Christen bezeichnen diese Geschichte, die im biblischen Buch Genesis zu finden ist, als den Sündenfall der Menschheit. Die Geschichte der menschlichen Sünde begann, als Adam und Eva, die ersten Menschen, geschaffen nach dem Bilde Gottes, getäuscht wurden.
Seitdem haben die Menschen mit den Mächten der Täuschung zu kämpfen.
Und doch sind wir eine Gemeinschaft, die die Macht Gottes in der Welt kennt und verkündet. Wir verkünden die Kraft Jesu Christi, wahrhaftig Gott und Mensch, der gesagt hat: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6).
Wir wissen, dass die Macht der Wahrheit größer ist als die Macht der Täuschung.
Wir, die Mitglieder der Bischofskonferenz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, verurteilen mit einer Stimme die hasserfüllte, irreführende und gewalttätige Rede, die allzu bereitwillig einen Platz in unserem nationalen Diskurs gefunden hat. Wir beklagen, dass diese Sprache zu hassgeschürten Aktionen geführt hat.
Wir weigern uns, die fortschreitende Normalisierung von Lug und Trug zu akzeptieren.
Wir verpflichten uns erneut, die Wahrheit zu sagen und auf den Einen hinzuweisen, der die Wahrheit ist. Wir finden Mut in unserer Kollegialität und flehen die Mitglieder der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika sowie unsere Partner und Freunde an, sich uns anzuschließen:
- Wir verpflichten uns, wachsame Hüter der Wahrheit zu sein und uns zu weigern, Lügen oder Halbwahrheiten weiterzuverbreiten, die das Gefüge unserer Gesellschaft weiter zersetzen.
- Wir verpflichten uns zu einer rigorosen Faktenprüfung und ehren Gottes Gebot, "alles zu prüfen; Haltet fest am Guten" (1. Thessalonicher 5,21).
- Wir lehnen den Gebrauch von Humor ab, der die Lüge normalisiert, und denken daran, dass unsere Rede "immer gnädig sein soll" (Kolosser 4,6).
- Wir setzen uns mutig für die Ausgegrenzten und Unterdrückten ein und geben der Liebe Christi zu den Geringsten unter uns Ausdruck.
- Wir unterbrechen mutig Hassreden und stehen dafür ein, dass alle nach Gottes Ebenbild geschaffen sind.
- Wir bleiben neugierig, lassen uns auf Andersdenkende ein und "[kehren] alles zum Besten " (Luthers Erklärung des achten Gebots).
- Wir verstärken Sie die Stimmen der Wahrheit.
Mögen wir, ermutigt durch den Heiligen Geist, der Täuschung widerstehen und die Wahrheit erheben, dass alle Glieder der Menschheit nach dem Bilde Gottes geschaffen sind.
Mögen die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns allen sein, wenn wir dem Ruf des Geistes zu diesem bewussten Einsatz gegen Täuschung und für die Wahrheit folgen.
In Christus,
Die Bischofskonferenz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika
ELCA Conference of Bishops Emphasizes the Need to Speak the Truth
10/1/2024 7:55:00 AM
In a perfect garden, created by God for the sake of humanity, evil entered in the form of deception and lies. Christians refer to this story, found in the biblical book of Genesis, as the fall of humanity. This foray into human sin began when Adam and Eve, the first humans created in the image of God, were deceived.
Humans have contended with the powers of deception ever since.
Yet we are a people who know and proclaim the power of God at work in the world. We proclaim the power of Jesus Christ, God in the flesh, the one who said, "I am the way, the truth and the life" (John 14:6).
We know that the power of truth is greater than the power of deceit.
We, the members of the Conference of Bishops of the Evangelical Lutheran Church in America, speak with one voice to condemn the hateful, deceptive, violent speech that has too readily found a place in our national discourse. We lament the ways this language has led to hate-fueled action.
We refuse to accept the ongoing normalization of lies and deceit.
We recommit ourselves to speaking the truth and pointing to the one who is truth. We find courage in our collegiality and implore the members of the Evangelical Lutheran Church in America, as well as our partners and friends, to join us as we:
- Pledge to be vigilant guardians of truth, refusing to perpetuate lies or half-truths that further corrode the fabric of our society.
- Commit to rigorous fact-checking, honoring God's command to "test everything; hold fast to what is good" (1 Thessalonians 5:21).
- Reject the use of humor that normalizes falsehood, remembering that our speech should "always be gracious" (Colossians 4:6).
- Boldly advocate for the marginalized and oppressed, emulating Christ's love for the least among us.
- Courageously interrupt hate speech, standing firm in the knowledge that all are created in God's image.
- Lean in with curiosity, engage with those who think differently and "put the best construction on our neighbor's action" (Luther's explanation of the Eighth Commandment).
- Amplify voices of truth.
Emboldened by the Holy Spirit, may we resist deception and lift up the truth that all members of humanity are created in the image of God.
May the grace of our Lord Jesus Christ, the love of God and the communion of the Holy Spirit be with us all as we respond to the Spirit's invitation into this intentional commitment against deception and for truth.
In Christ,
The Conference of Bishops of the Evangelical Lutheran Church in America