Gemeindeblatt Februar/März
Mache dich auf, werde licht;
denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit
des Herrn strahlt über dir auf.
Jesaja 60,1
»Prüft alles und behaltet das Gute.«
(1. Thessalonicher 5,21)
Die Jahreslosung für 2025 erinnert mich als Künstler an ein vertrautes Ritual: Immer wieder muss ich prüfen und sichten, was ich festgehalten habe, auf Leinwand, iPad oder Skizzenbuch, um dann das Gute, das Richtige, das zwingende Motiv zu behalten.
Die Zeichnung rechts zeigt die »Stehende im Kleid« von Robert Metzkes im Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Dies ist ein wirklich gutes Motiv, das ich unbedingt behalten möchte. Den anderen dargestellten Künstlern geht es vermutlich ähnlich.
Im täglichen Leben ist das bei mir oft anders. Abwägen, vergleichen und mich für das Gute entscheiden, das gelingt mir nur bedingt. Meine Frau kennt mich als nicht sehr entscheidungsfreudigen Menschen.
Das genaue Betrachten gelingt mir noch ganz gut. Dann geht es ans Abwägen. Hier wird es schon schwieriger, schließlich wollen jeder Blickwinkel und jede Meinung bedacht sein. Aber dann, das richtige Entscheiden: das ist vielfach eine große Herausforderung. Entscheiden will gelernt sein. Ich bewundere alle, im Großen wie im Kleinen, die dies gut hinbekommen.
Und dass die junge Gemeinde in Thessalonich (heute Thessaloniki) da vielleicht auch ihre Schwierigkeiten hatte, wird Paulus wohl veranlasst haben, diesen Brief zu schreiben. Es ist ein Mahnbrief und es geht darin auch darum, sich einig zu sein und »Frieden untereinander zu halten, die Nachlässigen sollen zurechtgewiesen und die Kleinmütigen sollen getröstet werden, die Schwachen sollen unterstützt werden und letztlich soll die Gemeinde geduldig mit jedermann sein«.
Paulus verlangt mal wieder eine ganze Menge. Und scheinbar war es zu seiner Zeit üblich, diesen Forderungskatalog einer Gemeinde vorzusetzen. Beim besten Willen – das wäre heute in dieser Form wohl kaum möglich. Aber damals wie heute ließe sich noch etwas anderes hervorheben. Paulus’ Brief enthält eine weitere Botschaft, nämlich die: Wenn ihr euch an das haltet, wozu ich euch ermutige, dann ist der Segen Gottes mit euch und »ihr seid bereit für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus«.
Mein erster Gedanke: Und das geht so einfach? Einfach das Gute behalten und dann wird alles gut? So einfach ist es wohl dann doch nicht. Wir sollen ja vorher prüfen, vergleichen, uns eine eigene Meinung bilden, ohne uns dabei von Verführungen oder Oberflächlichkeiten leiten zu lassen. Das macht schon mal viel Arbeit. Und danach müssen und dürfen wir, als Gottes geliebte Menschen, uns entscheiden, für das Gute, nicht für das vermeintlich Gute und auch nicht für das Immer-Gute, nein: für das, was wir für richtig und gut erachten.
Viel sollte da nicht schief gehen, wenn wir die Nächstenliebe und die Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung im Blick behalten. Machen Sie sich im neuen Jahr mit mir auf die Suche und lassen Sie uns Gutes und Bewahrenswertes finden und behalten.
Herzlich
Thomas Mucke