Die Gethsemanekirche in Lößnig
Die Gethsemanekirche in der Raschwitzer Straße ist ein einfacher, rauh verputzter Ziegelbau, dessen architektonischen Glieder aus Sandstein hergestellt sind. Die Wirkung das Äußeren wird durch den erkerartig vorspringenden Giebelturm bestimmt. Von der Giebelspitze des Hauptdachs grüßt die restaurierte Wetterfahne der Vorgängerkirche.
Die Kirche besitzt die Form einer Kapelle. Sie ist aus Ziegeln erbaut und innen wie außen abgeputzt. Das Dach ist mit Schiefer gedeckt. Der Giebelturm befindet sich über dem Haupteingang.
An beiden Seiten befinden sich kleine Anbauten, nördlich als herrschaftliche Betstube konzpiert. südlich heute noch als Sakristei. Die beiden Emporen sind aus Holz und ruhen auf gusseisernen Säulen. Die Apsis ist ein massives Kuppelgewölbe. Der Kirchenraum bietet 200 Personen Platz (120 unten, 80 Emporen-Plätze).
Die Fenster sind bleiverglast. Die beim Bau 1877 aus der Vorgängerkirche übernommenen Buntglasfenster (Glasgemälde mit dem Wappen der Familie Blasbalg) sowie ein Fenster mit dem Bilde der alten Kirche vor dem Neubau (gestiftet durch Baumeister Altendorff 1877) sind den Luftangriffen des 2. Weltkriegs zum Opfer gefallen. Vom letzteren Fenster findet sich noch eine Scherbe im Pfarramt.
Am äußersten Ende des Dachfirst über dem Altarraum findet sich in Form einer Wetterfahne in Blech geschnitten das Wappen der Familie Blasbalg, eine Jungfrau mit einem Blasebalg darstellend, das sich schon auf dem Dach der alten Kirche vor 1877 befunden hatte.
Das heutige Geläut der Gethsemanekirche ist ein Bronzegeläut im h-Dur-Dreiklang (h‘, 175 kg, ø 75 cm – dis‘‘, geschätzt 120 kg, ø 60 cm – fis‘‘, 90 kg, ø 50 cm).
Die große Glocke aus dem Jahre 1442 wird als Friedensglocke bezeichnet. Sie trägt nach der römischen Jahreszahl die Inschrift »o + rex + gle + xpe + veni + cu pace«. [O rex gloriae christe veni cum pace. – dt.: »O König der Herrlichkeit, Christe, komm in Frieden!«].
Die mittlere Glocke von 1526 hat den Namen »Gebetsglocke«. Der Inschrifttext lautet: »ave maria dom. tec. grc. pln. Amen« [Ave Maria, Dominus tecum, gratia plena. – dt.: »Gegrüßet seist Du, Maria, der Herr ist mit Dir, Du bist voll der Gnaden, Amen.« (vgl. Lukas 1,28)].
Die kleine Glocke wurde durch Frau Marie Reuter gestiftet und zu deren 90. Geburtstag am 14. September 1986 geweiht. Im Rahmen der Herstellung der Sagorsker Glocken konnte diese Glocke in der Glockengießerei in Apolda mitgegossen werden. Diese Glocke ist die Taufglocke und bekam die Inschrift »Rufen + Mahnen + Trösten + 1986 +«.
Glockenläuten zum Gottesdienst am Sonntagmorgen
Im Jahre 1879 erhielt die neue Lößniger Kirche ihre Orgel, geschaffen vom Orgelbauer Conrad Geißler aus Eilenburg. Das Instrument besitzt zwei Manuale, eine Fußtastenreihe und zwölf klingende Register – insgesamt 810 Pfeifen.
Die Orgel ist zu beiden Seiten flankiert durch zwei Medaillons, welche die Bildnisse Luthers und Melanchthons zeigen. Sie ist eine der wenigen noch erhaltenen Schleifladen-Orgeln der Leipziger Gegend.
Die Kirche hat 200 Sitzplätze, davon 120 zu ebener Erde und 80 auf der das Schiff umziehenden, auf eisernen Stützen ruhenden Holzempore.
Die Kanzel ist eine schlichte, romanisierende Tischlerarbeit aus der Erbauungszeit.
Das Kruzifix aus Lindenholz stammt von Franz Schneider (Leipzig, 1884), dessen Firma in den Jahren 1899/1900 auch mit umfangreichen Zimmerei- und Tischlerarbeiten am Innenausbau der neuen Connewitzer Kirche beteiligt war.
Es wurde ursprünglich für den Altaraufsatz der Markuskirche in Leipzig-Reudnitz geschaffen (die wegen schlechten Bauzustandes 1978 gesprengt wurde) und 1977 der Gethsemanekirche geschenkt.
Der Taufstein ist aus Sandstein und stammt aus dem Jahre 1589. Er hatte beim Neubau der Kirche seinen alten hölzernen Aufsatz nicht wiedererhalten, aber ein neues Taufbecken aus Zinn mit dem das Bild eines Löwen und der Inschrift: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. 1877«.
Der Fuß des Taufsteins ist 2019 nach historischem Vorbild neu gefertigt worden, obwohl der helle Hilbersdorfer Porphyrtuff nicht mehr gebrochen wird. Unter Verwendung alten Materials wurde der Fuß nachgebaut und so dem Renaissance-Taufstein ein angemessenes Gesamtbild gegeben.
In der nördlichen Erweiterung des Altarraumes findet sich ein schönes Glasfenster, das in seinem Mittelteil den Vorgängerbau der Gethsemanekirche zeigt.
Bemerkenswert ist das Gemälde mit der Geißelung Christi des Leipziger Malers Christian Simon, 1667gestiftet. Es trägt die Inschrift: »HERR Jesu ich trawe auff dich, laß mich nimmermehr zuschanden werden, denn keiner wirdt zuschanden, der dein harret. HERR nach deinem Willen. Dieses verehret der Kirchen allhier Christian Simon, Mahler in Leipzigk. 1667.«