Die Paul-Gerhardt-Kantorei

In unserer Ev.-Luth. Kirchgemeinde Leipzig-Connewitz-Lößnig gibt es eine »gut bestallte Kirchenmusik« – wie es in der Bachzeit geheißen hätte. Wir haben im Leipziger Süden eine selbstbewusste, motivierte, offene und vielfältig erwartungsvolle Kantorei. Herzliche und freundschaftliche Begegnungen bestimmen den Choralltag.

»Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen.«
Georg Philipp Telemann

Die Kantorei hat über 70 Mitglieder und singt in Gottesdiensten und Konzerten. Wir freuen uns immer über Verstärkung.

Die Kantorei probt montags um 19.30 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus, Selnecker­straße 7. Derzeit steht J. S. Bach im Mittelpunkt. Wir bereiten die Aufführung des Weihnachtsoratoriums (Kantaten 1-4 am 16.12.23) und der Johannespassion (am 23.3.24) vor.

»Nirgends können Menschen leichter Freunde werden als beim Singen.«
Hermann Hesse

Einen ersten Höreindruck von unserer Kantorei soll Ihnen die folgende Audio­datei vermitteln. Zu hören ist der Chor »Wohl dem, der den Herrn fürchtet« aus dem Oratorium »Elias« von Felix Mendelssohn Bartholdy:

Unsere Kantorei führte das Werk 2012 zum ersten Mal auf, am Buß- und Bettag 2018 gelangte es erneut zur Aufführung.

Rückblicke

Vergangene Auftritte können Sie hier nochmals in Text, Bild und Ton nacherleben.

Der Messias (2022)

Die Kantorei hatte schon während der Corona-Pandemie immer wieder Chöre aus Händels Messias geprobt, um ein Ziel und eine Hoffnung zu haben. Am 16.11.2022 fand dann die Aufführung statt, nachdem das letzte Oratorien­konzert schon drei Jahre zurück lag.

Um die Entstehung des Werkes rankt sich die Legende, dass Händel nach der Genesung von schwerer Krankheit das Oratorium als Dank an Gott komponierte.

Die Solisten waren: Leevke Hambach (Sopran), Stefan Kahle (Altus), Christopher B. Fischer (Tenor) und Diogo Mendes (Bass). Begleitet wurden sie vom Ensemble Musica Lipa.
Schütz gesungen: Erfahrungsbericht aus der fünften Reihe (2022)

»Singt Schütz!« hatte das Kirchenchor­werk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens aufgerufen, und unsere Kantorei war zu­sammen mit dem Jugendchor im Leip­ziger Süden eine von neun, die den Ruf erhört hatten. Anlass war der 350. Todestag des Kompo­nisten, der vor Jahrhunderten meisterhaft für mehrstimmige Chöre komponiert hat.

Wir führten das Programm am 30. Juni auf, einem eher publikumsunfreundli­chen Donnerstag.

Neben Werken von Schütz hatten wir »Cantate Dominum« von Hans Leo Hass­ler, einem noch früheren Meister, und »Fürchte dich nicht« von Johann Christian Bach einstudiert – über Monate hinweg, und immer wieder hatte die pandemische Lage den Fortgang der Proben erschwert.

Kantorin Elisabeth Kindels beharrlichem Dranbleiben ist es zu verdanken, dass wir ebenfalls dranblieben, genau wie der Ju­gendchor unter Kantorin Ulrike Pippel. Erst kurz vor der Aufführung trafen die Chöre aufeinander und auf das Ensemble Capella de la Torre, das das Kirchenchor­werk für das Projekt engagiert hatte.

Da­bei erwies sich, dass die musikalischen Vorstellungen nicht in allen Punkten übereinstimmten. Die Cappella  spielte die alten Werke routiniert, während  wir uns zunächst in das gemeinsame Spiel einfinden mussten. Besonders das Werk »Fürchte dich nicht« forderte uns mit langen gehaltenen Noten heraus, was der Cappella nicht entging. Sie entschied am Tag der Aufführung, das Stück nur mit Orgel, nicht aber wie ver­einbart mit Bläsern zu begleiten.

Wer jemals auf einer Bühne stand und vor Publikum aufgetreten ist, weiß: Dass der Funke überspringt, lässt sich nicht erzwingen. Die Kirche war gefüllt, nicht zum Bersten, aber ordentlich. Der Mu­sikwissenschaftler Martin Krumbiegel sprach zur Einordnung. Einen Teil der Stücke spielte die Cappella allein, einen Teil sangen die Chöre, unterschiedlich begleitet. Es war das erste Konzert seit Corona, und es gelang. Und gerade das gefürch­tete »Fürchte dich nicht« gelang, denn wir wuchsen über uns hinaus. Es gelang mit minimaler Begleitung so, dass man am Ende eine Stecknadel hätte fallen hören können, ehe Applaus toste.

»Singt Schütz!« hatte man uns aufgefordert. Ha­ben wir gemacht. Und uns nicht gefürch­tet.

Jana Dichelle

Wochen im Elias-Fieber (2018)

Auf der Kantorei-Seite kann man über uns lesen, dass wir »selbstbewusst, motiviert, offen, vielfältig und erwartungs­voll« sind. Das stimmt in der Tat, aber gerade im Rückblick auf die letzten Monate möchte ich einen ganz wichtigen Faktor hinzufügen: Wir werden geleitet, gefordert und gefördert durch unsere Kantorin Elisabeth Kindel, die hohe fachspezifische Fähigkeiten mitbringt und diese – gepaart mit tiefer religiöser Überzeugung – motivierend und engagiert auf ihre Kantorei überträgt, was sicher nicht immer leicht ist, denn es gilt, über 80 Sängerinnen und Sänger zwischen 20 und 80 Jahren alt, die unterschiedlichste berufliche, private und musikalische Erfahrungen und Meinungen mitbringen, zusammenzuführen und zum disziplinierten Kantorei- und Proben-»Dienst« anzuhalten. Unsere Kantorin hat gerade in den Vorbereitungsmonaten auf die »Elias«-Aufführung diese Mammut-Aufgabe geschafft – auch durch einen guten Umgang mit kooperativen Hinweisen und dem Einsatz von organisatorischen Helfern »hinter den Kulissen«.

Nach dem Konzert am Buß- und Bettag am 21. November 2018 in unserer herrlichen und bestens gefüllten Paul-Gerhardt-Kirche sind wir von der Kantorei – jeder Einzelne – dankbar und auch ein wenig stolz, dass wir Teil der Musiziergemeinschaft sein durften, die Mendelssohns großartiges Werk »Elias« erklingen ließ. Wir haben das Publikum in der Kirche angesteckt mit unserem »Elias«-Fieber, und die Menschen hatten direkt oder unbewusst begriffen, wovon der Chor sang: »Wohl dem, der den Herrn fürchtet«. Durch vielerlei Rückmeldungen erfuhren wir, dass die Zuhörer emotional stark beeindruckt waren von der einheitlichen und überzeugenden Umsetzung des Werkes durch den Chor, durch Orchester und Solisten – geleitet durch das souveräne Dirigat unserer Kantorin.

Probenwochenende in Dahme/Brandenburg

Dieses Konzert war und ist ein Meilenstein in unserer Kantorei-Geschichte, der das enge Band zwischen Kantorin und Kantorei noch fester geknüpft hat. Es lässt uns die Mühen des Proben-Alltags vergessen und ist Kraftquell für kommende Aufgaben. Einhellig stellen wir fest: Es hat sich gelohnt, keiner denkt mehr zurück an die Hürden des Probenbeginns im Sommer 2018, wo manche musikalische Passage doch noch sehr »ausbaufähig« klang. Aber wir ließen uns nicht entmutigen: Voller Elan blieben wir am Ball, übten, diskutierten, übten erneut, trafen uns zum Proben-Sonnabend im September, dann zum Probenwochenende Anfang November in Dahme, wo endlich auch mal Zeit war zum Schwatzen und Feiern, wo aber erneut »Elias« viele Stunden am Tag unser Wirken bestimmte. Und manchmal fragten wir uns: woher nimmt unsere Kantorin mental und künstlerisch die Kraft, die sie auf uns überträgt, was auch die Fotos von der Kantoreifahrt nach Dahme ein wenig zeigen sollen. Danke, liebe Elisabeth und danke auch an Daniel Vogt, dem hervorragenden Korrepetitor an deiner Seite, der uns zum Probenwochenende noch mit einem genialen Orgelvortrag zu später Stunde begeisterte.

Wir von der Kantorei gehen nach diesen »Elias«-Wochen gestärkt und fröhlich an unsere schönen und vielfältigen Aufgaben; ob in Gottesdiensten, bei Konzerten, bei Feiern im kirchlichen Alltag oder bei geselligen Kantorei-Festen. Gemeinsam beseelt uns unser Auftrag

»Cantate domino«– Singet dem Herrn!

Text: Ute Frester, Chorsprecherin
Fotos: Dirk Heyne, Chorsprecher

Die Aufnahme soll einen Eindruck des Konzertabends wiedergeben. Zu hören sind der Schluss­chor des 1. Teils »Dank sei dir, Gott« und aus dem 2. Teil der Chor »Siehe, der Hüter Israels« (ab 4:12 min).

Antonio Vivaldi: »Gloria in D-Dur« (2018)

Am Ostersonntag zum Festgottesdienst führte unsere Kantorei das »Gloria in D‑Dur« von Antonio Vivaldi (1678–1748) auf. Es spielte das Ensemble Jürgen Hart­mann, es sangen die Solistinnen Susanne Haupt (Sopran) und Ingeborg Nielebock (Alt). In unserer Hörprobe finden Sie die Teile »Gloria«, »Et in terra pax« (ab 2:28 min) und »Domine, fili unigenite« (ab 5:55 min):

Antonio Vivaldi hat dieses sein bekanntestes kirchenmusikalisches Werk vermutlich für das Orchester und den Chor des Mädchen-Waisenhauses »Ospedale della Pietà« in Venedig geschrieben, wo er als Instrumentallehrer und Kapellmeister angestellt war. Unter seiner Leitung erlangte das Orchester ein beachtliches Niveau, sodass Konzerte mit Eintrittsgeldern gegeben wurden, die zum Erhalt des Waisenhauses beigetragen haben. Das »Gloria« ist ein groß angelegtes Werk im Stile der »missa concertata« und umfasst zwölf Teile. Der lateinische Text stammt aus der Liturgie, die auch heute noch in der katholischen Sonntagsmesse gesungen bzw. gebetet wird.

J. S. Bach: Weihnachtsoratorium zum Zuhören und Mitsingen (2017)

»Jauchzet, frohlocket« gemeinsam mit Kantorei und Orchester – ein besonderes Weihnachtsoratorium fand am 15. Dezember 2017 in der Connewitzer Paul-Gerhardt-Kirche statt: Bei dieser Aufführung durfte mitgesungen werden! Es erklangen die Kantaten I–III des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Wer mitsingen wollte, brachte eigene Noten mit und saß im Publikum. Die Choräle und das Da capo der Eingangschöre der ersten und dritten Kantate konnten mitgesungen werden.

Begleitet wurden die Paul-Gerhardt-Kantorei und der Kirchenchor St. Boni­fa­tius-Süd (Leitung: Stephan Gogolka) vom Mitteldeutschen Kammerorchester und den Solisten Susanne Haupt (Sopran), Ingeborg Nielebock (Alt), Stephan Scher­pe (Tenor) und Stephan Heinemann (Bass). Die Leitung hatte Elisabeth Kindel.

Das folgende Audio enthält in einer Zusammenstellung die Chöre und Choräle »Jauchzet, frohlocket«, »Wie soll ich dich empfangen« (ab 8:35 min), »Ach mein herzliebes Jesulein« (ab 9:53 min), »Brich an, o schönes Morgenlicht« (ab 11:10 min) und »Herrscher des Himmels« (ab 12:15 min); es soll einen kleinen Eindruck des Konzertabends wiedergeben:

Musik zur Sterbestunde am Karfreitag (2017)

In der Paul-Gerhardt-Kirche erklang in diesem Jahr der Kreuzweg (»Via crucis«) in der Vertonung von Franz Liszt (1811–1886). Das meditativ-expressive Stück – eine musikalische Kreuzwegandacht – ist für Chor, Bariton und Orgel geschrieben worden. Es ist ein Alterswerk des spätromantischen Komponisten, der sich im Alter vermehrt den geistlichen Themen zuwandte und sich sogar die sogenannten »niederen Weihen« (eine Vorstufe zum Priestertum) geben ließ. Das Werk vereinigt Gregorianik, prostestantisches Kirchenlied, Choralsatz à la Bach, expressive Harmonik, unbegleitetes Solorezitativ, dramatisches Chor-Unisono und terzenselige Frauenchor-Passagen. Diese vielfältigen vokalen Elemente sind eingebettet in einen gleichzeitig einfachen und raffinierten Orgelsatz. Technische Einfachheit und musikalische Vielfalt prägen das Werk, das in unserer Aufführung von Bildern zu den Kreuzwegstationen begleitet wird.

Die Kantorei der Paul-Gerhardt-Kirche wurde von Daniel Beilschmidt an der Orgel begleitet. Die Leitung hatte Kantorin Elisabeth Kindel.

Einige Ausschnitte sind hier in einem Video zusammengestellt:

Kontakt Paul-Gerhardt-Kantorei

face   Kantorin Elisabeth Kindel
local_phone   (0341) 30 69 04 20
 
phone_iphone    0176 / 53 67 84 48